Johannes Brahms: Violinkonzert D-Dur op. 77
Allegro non troppo / Adagio / Allegro giocoso, ma non troppo vivace
(schnell-langsam-schnell)
Brahms' einziges Violinkonzert entstand 1878. Der Komponist widmete sein Werk seinem Freund, dem Geiger Joseph Joachim, der auch bei der Komposition wesentlich beteiligt war. Die Uraufführung, des ursprünglich 4-sätzig angelegten Konzertes, fand 1879, unter kritischer Beobachtung durch die Fachwelt in Leipzig statt. Musiker und Dirigenten hielten das Werk für unspielbar und unausgewogen. Anders als die Zeitgenossen Brahms', zählen Kenner das 40-minütige Konzert heute zu einem der wichtigsten Beiträge im Repertoire der Violinkonzerte.
Brahms orientierte sich kaum am Typus des Virtuosenkonzerts und schrieb dementsprechend einen sehr lyrisch-symphonischen 1. Satz mit verwobenen Solo- und Orchesterstücken. Das ruhige Hauptthema, dessen naturhaft-lyrische Atmosphäre der romantischen Ausdruckswelt entlehnt ist, erklingt bereits in der ausgedehnten Orchestereinleitung.
Das Adagio ist der völlige Gegensatz. Ohne Schlagwerk auskommend, orientiert sich der 2. Satz an einer 3-teiligen Repriseform mit ständiger Variation. Das Hauptthema trägt die Oboe (was Brahms vielfach übel genommen wurde) während die Violine es aufgreift und variiert.
Im fast folkloristisch anmutenden Finale in Rondo-Tradition erklingt ein ungarisch-volkstümliches Thema, dem das Stück seine heutige Popularität nicht im Unwesentlichen verdankt. Obwohl stimmungsmäßig mit Brahms 2. Sinfonie verwandt, fehlen die tragischen Akzente im Stück. Das Lyrische steht im Vordergrund.