Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Das Staatstheater in Wiesbaden ist ein kleines und sehr vielfältiges Haus. Es besteht aus vier Bühnen mit 1041 Plätzen im Großen Haus, 328 im Kleinen Haus, 89 im Studio und 154 in der externen „Wartburg“.
Als eigentlich kleines Theater zählt es doch zu den ganz großen Häusern. Es befindet sich unter den zehn bestbesuchten Theatern Deutschlands (laut einer Statistik des Deutschen Bühnenvereins, Spielzeit 2010/2011). Eine beachtliche Leistung, denn mit 330.606 Besuchern hatte mehr Zuschauer, als Wiesbaden überhaupt Einwohner hat (270.952).
Das Wiesbadener Staatstheater ist ein Bau im neobarocken Stil und befindet sich unweit des Kurhauses. Alleine die Architektur lohnt bereits einen Besuch.
Kaiser Wilhelm II. gab das „Neue königliche Hoftheater“ in der Kurstadt in Auftrag. Für ihn wurde extra eine eigene Kutscheneinfahrt, die „Kaiserfahrt“, eingebaut. So konnte er von der Wilhelmstraße aus, durch den Keller, direkt seine Loge erreichen. Die Deckengemälde in Zuschauerraum und Foyer waren ein Werk des Wiesbadener Malers Kaspar Kögler. Für seine Arbeiten wurde ihm der Rote Adlerorden 4. Klasse verliehen, der zweithöchsten Auszeichnung im Preußischen Staat.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Theater allerdings den königlichen Zusatz und hieß fortan „Preußisches Staatstheater“.
Nach einem Brand am 8. März 1923 gingen viele der ursprünglichen, barocken Verzierungen des Gebäudes verloren. Aus Kostengründen wurde das Theater nur vereinfacht repariert. Bis 1932 gehörte das Theater dem Land Preußen.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Nordseite des Theaters von Bomben getroffen. Abermals wurde das Haus zeitgenössisch und stark vereinfacht wiederaufgebaut. Die ursprünglich reich verzierte Kassenhalle, der Säulenportikus sowie die berühmte Decke des Zuschauerraums gingen verloren.
Zeitweilig nutzten die US-Streitkräfte das Haus. Aber ab 1947 konnte der Spielbetrieb als „Großhessisches Staatstheater“ wiederaufgenommen werden. Dabei diente von 1949 bis 1956 das prunkvolle Foyer als Spielkasino.
1975 folgte eine aufwendige Renovation des Zuschauerraumes nach historischem Vorbild. So konnten unter anderem das imposante Deckengemälde, Halbplastike und Stuckaturen von Wolfgang Lenz wiederhergestellt werden. Drei Jahre sollten die Arbeiten dauern.
Die Außenansicht des Foyers ist durch einen Anbau zum größten Teil den Blicken der Öffentlichkeit entzogen. Der letzte Umbau des Hauses fand 2002 statt. Die Studio-Bühne und der Zuschauerraum des Kleinen Hauses wurden erneut. Letzterer fasst seitdem noch 285 Zuschauerplätze.
Jedes Jahr werden rund 40 Stücke neu inszeniert. Opern, Konzerte, Ballet und Schauspiel bieten ein vielfältiges Angebot. Hinzu kommen Aufführungen vom „Jungen Staatstheater“ und dem „jugend-club-theater“. Im Repertoire befinden sich sowohl klassische Werke als auch modernes Musiktheater. Uraufführungen dramatischer Gegenwartsliteratur runden das Programm ab.
Im Mai finden jeweils Festspiele statt. Gastspiele aus Oper, Tanz, Schauspiel und Entertainment locken jährlich über 20.000 Besucher an.
Das Hessische Staatsorchester Wiesbaden gibt acht Sinfoniekonzerte und ein Chorkonzert pro Spielzeit. Aufgeführt werden diese im festlichen Friedrich-von-Thiersch-Saal des Wiesbadener Kurhauses.
Generalmusikdirektors Zsolt Hamar stellt das Konzertprogramm zusammen. Manfred Beilharz ist seit 2002 Intendant des Staatstheaters. Sein Nachfolger ab August 2014 steht mit Uwe Eric Laufenberg bereits fest.