Arnold Schönberg: Verklärte Nacht op. 4
Schönbergs 30-minütiges Streichsextett für Violine, Bratsche und Celli, das später für Orchester umgeschrieben wurde, entstand 1899 bzw. dann für Orchester 1917 und wurde 1902 uraufgeführt. Die Anregung für das 1-sätzige Stück, das sich in fünf Abschnitte gliedert, erhielt der Komponist durch eine literarische Vorlage.
Es ist Richard Dehmels gleichnamiges Gedicht um das schuldhafte Vergehen einer Frau, die einen Mann liebt, aber das Kind eines anderen trägt, was Schönberg inspirierte. Getragen vom Pathos einer neuen unbürgerlichen Moral und der Idee eines Eros, der alles beiseite schiebt, stand das peotische Werk Modell für Schönbergs Konzert, das in der Formdisposition der Vorlage treu bleibt. Besonders anregend empfand der Komponist die wenig dramatische Handlung. Dass das Gedicht es vermochte, Gefühle und naturhafte Stimmungen eindringlich zu vermitteln reizte Schönberg vielmehr, denn für ihn sollte auch die Musik nichts anderes als Naturhaftes zeichnen und Gefühle darstellen.
Im Konzert ließ er sich völlig von den Kriterien der absoluten Musik leiten. Mit begrenztem Material formt er Charaktere und Abschnitte, wobei geringe Abweichungen Kontraste schaffen, wobei alles im Innern eins bleibt.
"Verklärte Nacht" stellt einen Schwellenpunkt in der Musik-Geschichte des späten 19. Jahrhunderts, als man eine Affinität zur einsätzigen symphonischen Dichtung entwickelte, dar.
1939 gelang es, Schönberg zu einer weiteren Überarbeitung zu überreden. Die neue Fassung mit veränderter Dynamik, variierter Artikulation und neuem Tempo erschien 1943 bei AMP in New York.