Gustav Mahler: Das klagende Lied
Die Märchenkantate für Sophran, Alt, Bariton, Tenor, gemischten Chor und großes Orchester wurde 1901 in Wien uraufgeführt. Die von Mahler aus Märchenquellen selbst gedichtete 70-minütige Ballade entstand 1879 nach dem Vorbild des gleichnamigen Textes von Ludwig Bechstein und mit Anregungen durch die Grimmschen Märchen. 1881 hatte Mahler sein Werk ohne Erfolg für den Beethoven-Kompositions-Preis eingereicht und daraufhin mehrfach umgearbeitet, wodurch es erst sehr spät zur Aufführung gelangen konnte.
Die 3-teilige Dichtung beschreibt einen Brudermord nach Kainschem Vorbild. Im ersten Teil (Waldmärchen) werden die beiden Brüder, die um die Gunst einer hochmütigen Königin buhlend, zu Feinden werden, vorgestellt. Ein Spielmann, der im zweiten Teil (Der Spielmann) an die Stelle kommt, wo der ältere Bruder den Jüngeren letztendlich tötete, schnitzt sich aus einem Knochen eine Flöte, die plötzlich zu singen anfängt. Im dritten Teil (Hochzeitstück) gelangt der Spielmann auf seiner Wanderung zum Schloss der Königin, die Hochzeit hält. Die Flöte beginnt ihr klagendes Lied zu singen, die Hochzeitsgäste erstarren und das Schloss fällt in sich zusammen.
Insgesamt trägt das Stück einen melancholischen Grundton und ist getragen von ausladenen Melodien und Leitmotiven. Musikalisch steht Mahlers "Das klagende Lied" in der Tradition der Spätromantik.
Von den drei Fassungen, die heute vorliegen, wird meist nur die Zweiteilige, ohne den ersten Satz, aufgeführt.